Buchbesprechung von Heike Gumpert im ÖTV-Magazin 1/96

Gabriele Winker: Büro Computer Geschlechterhierarchie. Frauenförderliche Arbeitsgestaltung im Schreibbereich. Opladen: Leske+Budrich 1995, 298 Seiten, DM 39,00

Wertvolle Ratschläge

Gabriele Winkers Buch über qualifizierte Mischarbeit

Dieses Buch ist eine Fundgrube für alle, die sich Gedanken machen über die Zukunft der einfachen Büroarbeitsplätze für Frauen. Wer sich theoretisch mit dem Konzept qualifizierter Mischarbeit befassen möchte, findet im ersten Eile eine differenzierte Analyse des immer stärker computergestützten Verwaltungshandelns und der Geschlechterblindheit gängiger Technikkonzepte. Wer eher an Praxiserfahrungen mit qualifizierte Mischarbeit interessiert ist, findet sie am Beispiel der Bremer Verwaltung anschaulich dargestellt.

Im zweiten Teil spürt die Autorin den Ursachen nach, warum der technische Wandel das hierarchische Verhältnis zwischen den Geschlechtern immer wieder stabilisiert. Aus ihren Erkenntnissen zieht sie den Schluß: Wer sich für qualifizierte Mischarbeit im Schreibdienst einsetzt, muß männliche Hierarchien, Machtrituale und Dominanzposen in Frage stellen, muß parteilich für Frauen sein und bleiben. Die Analysen belegen, dass mit der Technik nicht automatisch die Lage von Frauen in den Schreibdiensten verbessert wird. Selbst förderliche Rahmenbedingungen wie in Bremen bieten dafür keine Garantie.

Zusammen mit engagierten Arbeitswissenschaftler/innen und Informatiker/innen aber läßt sich die technikunterstützte Arbeit so gestalten, dass die Interessen der Frauen an abwechslungsreicher, gut bezahlter und sicherer Beschäftigung beachtet werden. In Bremen helfen dabei Technikberatung und Weiterbildung sowie eine Clearingstelle, die sich Eingruppierungsfragen und neuen Arbeitszuschnitten widmet.
Im letzten Teil stellt Gabriele Winker ein von ihr mitentwickeltes und in Bremen erprobtes Bildungskonzept vor. Es soll dazu dienen, die Arbeitsplätze im Interesse der Frauen umzugestalten - "aktivierend, personennah und explorativ". Das heißt, den Frauen eigenständige Räume zu schaffen, in denen sie nach ihren Bedürfnissen die Arbeit selbst gestalten und damit experimentieren können.

In den Konflikten, die jeder Wandel mit sich bringt, sollen die Frauen sich gegenseitig unterstützen. Zudem brauchen sie die Hilfe der Gewerkschaft ÖTV und der Personalvertretungen. Die Finanzlage in den öffentlichen Haushalten wirkt jedoch nicht gerade ermutigend, manches Mischarbeitsprojekt ist daher über das Stadium guter Ideen noch nicht hinausgekommen. Umso wertvoller sind Gabriele Winkers Ratschläge, wie Frauen erfolgreich mit Widersprüchen, Konflikten und Spannungen umgehen können.